Amerikanisierung durch Internationalisierung: Die Expansion der International Communication Association (ICA)

Autor/innen

  • Thomas Wiedemann Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Michael Meyen Ludwig-Maximilians-Universität München

Schlagworte:

Fachgeschichte, Fachgesellschaft, Internationalisierung, International Communication Association, Pierre Bourdieu

Abstract

Basierend auf der Soziologie Bourdieus problematisiert dieser Beitrag die Bemühungen der International Communication Association (ICA), sich über die Öffnung ihrer Führungsetage für Wissenschaftler außerhalb der USA in eine wahrhaft internationale Fachgesellschaft zu verwandeln und der Herausforderung einer global vernetzten Disziplin zu begegnen. Geleistet werden soll so ein kritischer Beitrag zur Selbstreflexion der Kommunikationswissenschaft, zu verstehen als Deutungsangebot und Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Diskussion. Die Untersuchung von Habitus und Kapital der 29 ICA-Präsidenten und ICA Fellows aus der internationalen Scientific Community zeigt, dass die weltweit größte kommunikationswissenschaftliche Fachgesellschaft trotz der Ausweitung ihrer Führungsriege immer noch deutlichen US-Einflüssen unterliegt. Die neuen ICA-Würdenträger, die für nationale und fachliche Vielfalt stehen sollen, stammen aus Weltregionen, die eine besondere Nähe zu den Vereinigten Staaten auszeichnet, und wurden an US-Universitäten sozialisiert oder stark von der US-amerikanischen Forschungstradition geprägt. Ausnahmen („Einkäufe“ von führenden Vertretern anderer Fachgesellschaften oder alternativer Paradigmen) bestätigen die Regel. Die Internationalisierung der ICA-Führungsetage veränderte demzufolge weniger den Machtpol im Fach als vielmehr die Kommunikationswissenschaft weltweit. Zwar gelangten neue Perspektiven ins Zentrum der Disziplin. Im Gegenzug fand jedoch eine Amerikanisierung nationaler Felder statt, allen voran durch ICA Fellows als Vorbilder im Kampf um wissenschaftliches Kapital. Die Bemühungen der ICA, sich durch die Expansion ihrer Führungsriege zu internationali-sieren, dürften somit die Machtstrukturen im Fach weiter verfestigt haben.

Autor/innen-Biografien

Thomas Wiedemann, Ludwig-Maximilians-Universität München

Thomas Wiedemann ist Post-Doc am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Michael Meyen, Ludwig-Maximilians-Universität München

Michael Meyen ist Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Zitationsvorschlag

Wiedemann, T., & Meyen, M. (2016). Amerikanisierung durch Internationalisierung: Die Expansion der International Communication Association (ICA). Global Media Journal - German Edition, 6(2). Abgerufen von https://globalmediajournal.de/index.php/gmj/article/view/42