„Geldgeber setzten die Prioritäten“ – Eine kritische Analyse der internationalen Medienhilfe in Afghanistan (2001–2021)

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.60678/gmj-de.v15i1.353

Schlagworte:

Internationale Medienentwicklung, Afghanistan, Medienhilfe, Medien für Entwicklung, Donor-Driven Agendas

Abstract

Diese Studie untersucht internationale Strategien und Praktiken der Medienentwicklung in Afghanistan im Zeitraum von 2001 bis 2021. Grundlage der Analyse sind qualitative Interviews mit 35 afghanischen Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan. Die Ergebnisse ermöglichen eine rückblickende Bewertung zentraler Muster der internationalen Medienförderung.

Aus Sicht der Befragten zielten die vorherrschenden Förderstrategien vor allem darauf ab, Einstellungen und Verhaltensweisen durch Medienprogramme zu beeinflussen. Dahinter steht ein medienzentriertes Verständnis, in dem Menschen eher als passive Empfänger von Informationen denn als aktive Akteure gesellschaftlichen Wandels gesehen werden.

Zudem hoben die Interviewten hervor, dass die internationale Gemeinschaft die Kluft zwischen liberalen, urbanen Milieus und konservativen, ländlichen Gemeinschaften unterschätzt habe. Medienprogramme richteten sich häufig an junge Menschen in den Städten mit liberaler Prägung und gefährdeten dadurch zusätzlich den sozialen Zusammenhalt in Afghanistan.

Zukünftige Programme sollten daher die Beteiligung der Bevölkerung an öffentlichen Angelegenheiten über die Medien stärker fördern, um der weit verbreiteten Wahrnehmung entgegenzuwirken, dass Entscheidungen außerhalb ihrer Reichweite getroffen werden. Partizipative Ansätze sollten auch konservative Gemeinschaften einbeziehen, da der einseitige Fokus auf urbane, liberale Eliten als verstärkend für gesellschaftliche Spaltungen wahrgenommen wurde.

Autor/innen-Biografien

Hazrat Bahar, Universität Leipzig, Deutschland

Hazrat M. Bahar (Dr. phil.) ist Postdoktorand am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Zudem wird er teilweise vom Institute of International Education (IIE) gefördert. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Auswirkungen von (sozialen) Medien, mit Mediensystemen, Medien in fragilen Staaten sowie Medienhilfe – mit Schwerpunkt Afghanistan. Derzeit untersucht er das afghanische Mediensystem der vergangenen zwei Jahrzehnte. Seine Forschung wurde unter anderem in Fachzeitschriften wie Media Asia, Cross-Culture Communication und Global Media Journal – German Edition veröffentlicht.

Anja Wollenberg, MiCT, Deutschland

Anja Wollenberg (Dr. phil.) ist Forschungsleiterin bei MiCT, einer in Berlin ansässigen Organisation für Medienentwicklung, die vor allem im Nahen Osten und Nordafrika, aber auch in West- und Ostafrika, Osteuropa sowie im südlichen Zentralasien tätig ist. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf Medienpluralismus, Medienstrukturen und der Rolle von Medien in Konflikten und der Konfliktprävention. Sie hat umfangreich zur Medienentwicklung im Irak und in Libyen veröffentlicht – insbesondere im Hinblick auf Konfliktdynamiken wie Polarisierung, Hassrede und mediale Parteilichkeit in diesen Ländern. Anja Wollenberg ist Mitgründerin und Gesellschafterin von MiCT. Darüber hinaus lehrt sie am Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt.

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Veröffentlicht

2025-10-07

Zitationsvorschlag

Bahar, H., & Wollenberg, A. (2025). „Geldgeber setzten die Prioritäten“ – Eine kritische Analyse der internationalen Medienhilfe in Afghanistan (2001–2021). Global Media Journal - German Edition, 15(1). https://doi.org/10.60678/gmj-de.v15i1.353

Ausgabe

Rubrik

Medienpraxis & Forschungsberichte