Kritik von Fortschrittsnarrativen im deutsch-türkischen Migrationskontext – Migrationskino und Diasporamoscheen im Integrationsdispositiv

Autor/innen

  • Mehmet Bayrak RWTH Aachen
  • Ömer Alkın Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

DOI:

https://doi.org/10.22032/dbt.34999

Schlagworte:

Narrative, Transnationalität, Migration, Migrationskino, Deutsch-türkisches Kino, Hinterhofmoscheen, Migrationsmoscheen, Diskursanalyse

Abstract

Der Artikel arbeitet die permanente Reproduktion eines progressiven Fortschrittsnarrativs an zwei Diskursfeldern des türkisch-deutschen Migrationskontexts heraus und zeigt auf, wie es von integrationspolitischen Motivationen geprägt ist. Für das Feld des Films wird das Narrativ vom Wandel der Repräsentationen in den Migrationsfilmen über die Arbeitsmigranten seit den 1990er Jahren befragt. In dem Narrativ wird behauptet, dass es einen Wandel seit den frühen deutsch-türkischen Filmen zu den Filmen um die Jahrtausendwende gegeben habe: von einem bemitleidenden, viktimisierenden Betroffenheitskino zu einem transkulturellen Kino des Empowerments. Der zweite Teil des Aufsatzes erörtert demgegenüber das transnationale Narrativ von der Wandlunsgerzählung im Moscheebau in Deutschland. Seine kritische Befragung zielt auf die Infragestellung des Wandlungsnarrativs, nach dem sich das Modell der Hinterhofmoschee der Migranten in ein Modell moderner Moscheeneubauten transformiert habe. Der Beitrag skizziert die Narrative anhand der Erörterung von wissenschaftlichen und öffentlich-medialen Diskursen nach, stellt die Diskursdynamiken in ihrer integrationspolitischen Logik als unterkomplex heraus und eruiert einige praktische Folgen für die Filmproduktion und den Moscheebau in Deutschland. Es zeigt sich, dass die in beiden Diskursfeldern zirkulierenden Diskurse von einem Wandel filmischer Verhandlungsformen türkisch-deutscher Migration bzw. der Moscheebaukultur im migrantischen Kontext mit einer Vorstellung von Fortschritt, einer Zeitlogik von Linearität und ausgehend von einem Integrationsdispositiv her operieren, was zugleich für die Forschungen in den Feldern erhebliche Folgen hat.

Autor/innen-Biografien

Mehmet Bayrak, RWTH Aachen

Mehmet Bayrak ist Architekt und Stadtplaner. Abschlüsse an der RWTH Aachen und der Fachhochschule Köln im Bereich Architektur und Städteplanung. Forschungsaktivitäten zur theodosianischen Stadtmauer in Istanbul. Seit 2014 Promotion an der RWTH Aachen zum Thema der Hinterhofmoscheen in Deutschland. Dazu hat er mehr als 100 Moscheen befragt und deutschlandweit untersucht. Forschungsschwerpunkte: Sakralarchitektur und Einflüsse auf die Stadt, Architektursoziologie, Migration und Architektur.

Ömer Alkın, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Ömer Alkın ist Medien- und Kulturwissenschaftler. Lehraufträge am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Forschungsarbeiten zu visuellen Konstruktionen im türkischen Film und zum deutsch-türkischen Kino. Forschungsschwerpunkte: Visuelle Kultur, Transnational Cine-ma, Türkische Filmhistoriographie, Wissenschaftsgeschichte, Bildungswissen-schaft und Cultural Studies, Deutsch-türkisches Kino, Postkoloniale Theorie, Rassismus in audiovisuellen Kulturen. Tätigkeiten als Regisseur, Drehbuchautor und Script Consultant für Kinospielfilme.

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Zitationsvorschlag

Bayrak, M., & Alkın, Ömer. (2018). Kritik von Fortschrittsnarrativen im deutsch-türkischen Migrationskontext – Migrationskino und Diasporamoscheen im Integrationsdispositiv. Global Media Journal - German Edition, 8(1). https://doi.org/10.22032/dbt.34999